Interview mit Dr. Jan Hajtó, der eine Praxis in der Briennerstaße in München führt, über neue Technologien und die Kunst des Zahndesigns.

* Was war Ihre Motivation, den Beruf als Zahnarzt zu ergreifen?

“Als ich die Schule abgeschlossen hatte war mir eigentlich noch nicht wirklich klar, was ich beruflich machen werde. Für mich war das Thema Kunst immer spannend, und ich habe sehr gern etwas mit den Händen gestaltet. Schöpferisches Arbeiten, nicht abstrakt, sondern mit einem konkreten Ergebnis, habe ich als sehr erfüllend erlebt.”

* Also eigentlich lieber Künstler als Mediziner?

“In der Tat hat mich alles Künstlerische fasziniert. Insbesondere in Verbindung mit moderner Technik wie Computer Graphics oder 3-D-Darstellungen. Von der Idee, es als Filmemacher zu versuchen, hat mir meine Familie allerdings abgeraten, zumal meine Mutter eine sehr schöne Zahnarztpraxis in der Münchner Theatinerstraße hatte.”

* Von der Kunst zum Zahndesign – ein weiter Weg?

“Eigentlich gar nicht mal so sehr. Das Thema Ästhetik spielt ja auch in meinem jetzigen Berufsalltag eine zentrale Rolle, und die Erfahrungen, die ich dann in der Zahnarztpraxis machen durfte, haben mich für diesen Beruf begeistert. Wunderbar ist es für mich natürlich, dass sich die digitalen Technologien innerhalb der Zahnmedizin so rasant weiterentwickeln. Das kommt meinem Interesse an der Verbindung von Technik und Ästhetik sehr entgegen.”

* Ist dies auch einer der Gründe dafür, dass Sie in der Praxis allein drei Zahntechniker angestellt haben?

“Das ist mir wirklich besonders wichtig. Ich weiß aus meiner langjährigen Erfahrung, wie entscheidend dieser Teil der Arbeit ist, wie wertvoll also gut ausgebildete Zahntechniker sind. Im Bereich der Keramik hängt die Qualität allein von deren Hände Arbeit ab. Hochwertigen Zahnersatz holt man ja nicht mal eben aus der Schublade. Wir arbeiten in der Praxis mit unseren Zahntechnikern auf Augenhöhe in einem besonders engen Vertrauensverhältnis, das auch die Patienten spüren.”

* Was stellt die höchste Anforderung in Ihrem Berufsalltag dar?

“Zu verstehen, was die Patienten wirklich wollen. Es gibt so viele Möglichkeiten, schöne Zähne zu gestalten. Aber was genau möchte der Patient, der gerade vor mir sitzt? Das herauszufinden hat sehr viel mit Erfahrung und Einfühlungsvermögen zu tun und wird nicht an der Uni gelehrt.”

* Wie gehen Sie dabei vor?

“Das Wichtigste ist zunächst einmal, genau zuzuhören. Ich bin auch sehr froh, wenn mir Patienten Fotos mitbringen. Wie die eigenen Zähne früher aussahen, kann einen wichtigen Hinweis für die Neugestaltung geben. Aber auch Zeitungsausschnitte von einem Wunschlächeln sind hilfreich. Ich habe außerdem ein zweibändiges Buch mit dem Titel: „Anteiores – natürlich schöne Frontzähne“ geschrieben. In dem Farbatlas sind 42 natürliche schöne Zahnformen abgebildet. Wenn Patienten das Buch durchblättern, wird ihnen oft zum ersten Mal bewusst, wie groß die Vielfalt an Zahnformen ist.”

* Welche Schritte folgen?

“Dann gehen wir step-by-step vor. Es werden per Imaging, zum Beispiel mit Photoshop, Bilder erstellt, die schon sehr gut zeigen, wie die Zähne am Ende aussehen können. Dazu dienen auch sogenannte Wax-ups, Modelle, die die neue Optik präsentieren. Schließlich wird mit einer Art Stempel oder CAD/CAM-Verfahren ein Mock-up erstellt, das man direkt in den Mund einbauen kann.”

* Das Ergebnis ist also schon vorab konkret sichtbar?

“Absolut. Das ist das Tolle an den heutigen technischen Möglichkeiten. Man kann schon vorab Funktion, Tragekomfort, Aussprache oder Hygienefähigkeit testen. Böse Überraschungen sind quasi ausgeschlossen. Das Ergbnis ist sehr vorhersagbar.”

* Und schließlich, was macht Ihnen in Ihrem Praxisalltag am meisten Spaß?

“Die Arbeit direkt am Patienten, immer mit dem Ziel, das Beste zu geben. Außerdem lernt man vor allem im Bereich Funktion nie wirklich aus. In den letzten Jahren hat sich deshalb auch die interdiziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Spezialisten, wie zum Beispiel Orthopäden intensiviert. Diese Herausforderungen motivieren mich jeden Tag aufs Neue.”