Interview mit Dr. Uta Steubesand, die eine Praxis in Hürth führt, über Spaß an der Arbeit, Tipp-Ex-weiße oder natürlich weiße Zähne und die Teamarbeit mit Frauen.

* Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

„Durch einen genetischen Defekt mit Zahnnichtanlagen größeren Ausmaßes entstand meine Verbindung zur Zahnmedizin schon recht früh. Als junge Patientin der Uniklinik Köln mit ständig wechselnden Behandlern war jedoch meine Erfahrung nicht immer positiv. Schöne, feste Zähne waren für mich schon immer erstrebenswert und ebenfalls ein Behandler, der den roten Leitfaden vorgibt, unter Zuhilfenahme der entsprechenden Spezialisten. Diesen hatte ich selbst dann nach langer Odyssee irgendwann gefunden.

Und ab dem Zeitpunkt stand für mich fest, Zahnärztin zu werden: Patienten zu begleiten, von der Planung bis zum Ende einer systematischen Behandlung mit dem entsprechenden Netzwerk im Rücken für die Dinge, die ich nicht selbst in entsprechender Perfektion leisten kann: Es ist mehr als ein Beruf – Berufung … und nur mit der entsprechenden Leidenschaft bleibt man selbstkritisch und strebt nach Perfektion!“

*Was genau meinen Sie damit?

„Beim Thema Zähne hat die Psyche des Patienten einen besonders hohen Stellenwert: Scham, Angst vor Demaskierung, Sicherheit beim Reden, Essen usw. Die emotionale Situation muss ebenfalls erfasst und bei den Behandlungen absolut berücksichtigt werden, dies war damals bei meiner eigenen Behandlung nicht der Fall. In meiner Praxis und Behandlung ist mir dies ganz wichtig: den Patienten als Ganzes zu sehen, Ängste im Vorfeld zu besprechen und rational zu minimieren.“

* Psyche und Zahnbehandlung – was hat das miteinander zu tun?

„Sympathie oder Antipathie – die ersten fünf Sekunden einer Begegnung zweier Menschen entscheiden darüber! Dabei zeigen wissenschaftliche Studien, dass zuerst die Augen und dann die Zähne bei dieser Bauchentscheidung die größte Rolle spielen. Empfinde ich jemanden als freundlich, missmutig, aggressiv – jung, alt – dies wird innerhalb dieses kurzen Zeitraumes mit unserem Unterbewusstsein abgestimmt. Diese emotionale Verbindung ist auch zwischen Patient und Behandler wichtig, um zu einem guten Behandlungsergebnis zu kommen. Allein Technik reicht dafür nicht!“

* Was heißt das konkret?

„Ich zitiere Hippokrates: ‚Zuerst das Wort, dann die Arznei, dann das Messer‘.

Das Patientengespräch ist der Beginn einer Vertrauensbasis, wo die Wünsche, Ängste, Bedürfnisse des Betroffenen gesammelt werden. Zuhören, gezielt nachfragen – und hinterfragen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für eine erfolgreiche Behandlung ist?! – Oder: Spielen derzeit andere Probleme eine größere Rolle und existiert eine realistische Erwartungshaltung?

Dies ist ein gemeinsamer Prozess, wo nach dem Gespräch/Anamnese Befunde erhoben, Diagnosen gestellt werden und mit dem Patienten ein Behandlungsplan und ein Ergebnis definiert wird. Viele ästhetische Parameter sind dabei messbar – einige sind individuell, sowohl beim Patienten als auch beim Behandler, und bedürfen entsprechenden Geschicks und Erfahrung des Arztes.”

* Wie gehen Sie dabei in der praktischen Arbeit vor?

„Es werden Patientenfotos gemacht: Porträtbilder, Lachbilder, Seitenansichten, zudem Modelle des Patienten in den Kausimulator gebracht. Danach wird am Modell das mögliche Behandlungsergebnis konstruiert und dem Patienten in den Mund gebracht oder am Porträt visualisiert.

Genau wie ein Architekt Pläne und ein Modell erstellt, um mit dem Bauherren alle Möglichkeiten abzustimmen, so arbeiten wir mit dem Patienten im Team. Diese gewünschte Planungssicherheit, Systematik sowie Diskussion aller Möglichkeiten und letztendlich das ästhetisch-funktionelle Ergebnis ist ja meistens der Grund dafür, dass Patienten einen Spezialisten für die Behandlung gewählt haben.“

* Sie verwenden also viel Zeit für die Beratung?

„Was ist das Kostbarste, was ich meinem Patienten schenken kann – Zeit!

In der Regel dauert der erste Termin, wo Wünsche des Patienten, Anamnese, Befunde erhoben und grob besprochen werden, allein schon 90 Minuten. In dieser Zeit stellen der Patient und ich fest, stimmt die Chemie, sind seine Vorstellungen von Zahnmedizin passend zu meinen und kann ich sie realisieren?

In einem nächsten Termin werden dann die möglichen Behandlungsschritte, auch Wahlmöglichkeiten des Patienten besprochen, ein Behandlungsplan abgestimmt und ein wirtschaftlicher Überblick zur Planungssicherheit erstellt.”

* Und wie geht es dann weiter?

„Das Konzept wird nun Punkt für Punkt abgearbeitet. Der Patient ist durch seine schriftliche Behandlungsplanung zu jeder Zeit im Bilde, welcher Schritt der nächste ist und wo er sich in der Behandlung befindet. Dies ist besonders wichtig, wenn auch andere Spezialisten Mitbehandler in einem systematischen Behandlungskonzept sind. Grundsätzlich mache ich nichts, was ich nicht selbst in meinem Mund verantworten würde. Jeglicher Zahnersatz muss diesen Anspruch bestehen!!!!! Das Resultat soll möglichst natürlich sein, weshalb ich Bleach-Weiß, wie in den USA oft gewünscht, eher suboptimal finde.“

* In Ihrer Praxis arbeiten nur Frauen. War das beabsichtigt?

„Das hat sich so ergeben. Wir sind ein super Team aus drei Zahnärztinnen, drei Dentalhygienikerinnen und vielen guten Mitarbeiterinnen. Die erste Devise ist: wir wollen Spaß haben! Jeden Tag und an allem, was wir tun! Die zweite Devise ist: Unsere Behandlung richtet sich nur nach zahnmedizinischen Gesichtspunkten und muss dem Gedanken evidenzbasiert standhalten. Selbstkritisch mit dem Streben nach Perfektion.

Neben meinen Schwerpunkten (Ästhetik, Funktion und Implantologie) sind meine Kolleginnen Frau Dr. Julika Andersson auf Wurzelkanalbehandlung und Parodontitis und Frau Dr. Carina Korte auf Kinderzahnheilkunde sowie hochwertige Füllungen spezialisiert. Jede von uns hat also einen eigenen Schwerpunkt und Spaß an dem, was sie tut. Das ist die Voraussetzung für gute Qualität.“

* Und schließlich, wie wichtig ist Ihnen das Thema Fortbildung?

„Extrem wichtig. Am Anfang des Jahres wird mit jeder Mitarbeiterin ihre gewünschte Entwicklung besprochen, und danach werden die entsprechenden Fortbildungen geplant. Bei uns Zahnärztinnen ebenfalls. Im Team wird anschließend dann all das weitergegeben, was jeder Einzelne gelernt hat.“